von Vera Junge

MDE im Lager – die Vorteile eines scannergestützten Lagerverwaltungssystems

Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile des Einsatzes von Barcodes im Lager, zieht einen Vergleich zu papierbasierten Systemen und legt dar, was Sie bei einer Umstellung von papierbasiert auf beleglos beachten sollten.

Autorin: Vera Junge

Vera Junge leitet das Marketing von Nissen & Velten.

Der Einsatz eines professionellen Lagerverwaltungssystems bringt unzählige Vorteile für Unternehmen mit sich. Durch geringere Fehlbestände können Kosten reduziert werden, optimierte Abläufe im Lager sorgen für Zeitersparnis, die Bestandssicherheit wird erhöht, Dispositionsmöglichkeiten werden verbessert oder die Überbestände einzelner Artikel verringert.

Papierbelege dominieren

Lagerverwaltungssysteme sind in den meisten Unternehmen schon im Einsatz, doch gerade kleinere und mittlere Unternehmen steuern noch immer alle Prozesse – vom Wareneingang über die Einlagerung bis hin zur Umlagerung und Kommissionierung – mit Papierbelegen. In der Praxis werden die Belege dann häufig mit handschriftlichen Notizen ergänzt, von Hand zu Hand und von Abteilung zu Abteilung weitergegeben und erst dann wieder digital erfasst. Das ist umständlich, zeitlich aufwändig und zudem fehleranfällig.

Mobile Datenerfassung

Logistische Prozesse werden immer komplizierter und Kundenanforderungen immer anspruchsvoller. In diesem Spannungsfeld gilt es, das Optimum herauszuholen zwischen Investitionsvolumen und Service. Lagerbewegungen und Lagerprozesse müssen optimiert werden und fehlerminimiert funktionieren. Das funktioniert nur, wenn die Lagerverwaltungs-Software mit passender Hardware ergänzt wird – mit MDE. MDE steht für mobile Datenerfassung und beinhaltet den Einsatz mobiler Terminals und Handheld-Computer.
Papier wird also nur noch benötigt, um Artikel- und Lageretiketten mit Barcodes zu bedrucken. Diese Etiketten stellen das Fundament für die MDE und somit für papierloses Arbeiten in der Lagerwirtschaft dar.

Umstellung von papierbasiert auf beleglos

Die Umstellung von einem papierbasierten auf ein belegloses Lager ist, dessen muss man sich bewusst sein, mit umfangreichen organisatorischen Vorarbeiten verbunden. Zum Beispiel müssen Barcodeetiketten generiert werden, mit denen die Lagerplätze neu ausgezeichnet werden. Im Sinne der parallelen und zonenbezogenen Kommissionierung muss das Lager neu strukturiert und in Zonen eingeteilt werden. Während die Mitarbeiter herkömmlich auftragsbezogen kommissionierten, wird nun parallel zonenbezogen kommissioniert. Das heißt, die Lagermitarbeiter melden sich mit ihren Handscannern via Datenfunk am ERP-System an und bekommen die Auftragsdetails auf die Scannermaske gespielt. Anschließend werden Artikel aus verschiedenen Aufträgen in mit Barcodes versehene Kunststoffboxen gepickt und an den Packplätzen abgeliefert. Hier werden die Artikel aus verschiedenen Zonen für die Kunden wieder zusammengeführt und in Pakete gepackt.


Vorteile des Einsatzes mobiler Scanner

Doch was sind die wesentlichen Argumente für die zeitliche wie finanzielle Investition in Scanner und Handhelds im Lager? Die aus unserer Sicht wichtigsten Argumente listen wir hier für Sie auf:

Argument 1: Die Logistikprozesse werden sicherer

Papierlisten bringen einen hohen Aufwand und eine ebenso hohe Fehleranfälligkeit mit sich. So berichtet eines unserer Anwenderunternehmen aus dem technischen Großhandel, dass sein Wareneingang seit Einführung der Scanner abends um 19 Uhr leer ist – früher hat es oft bis zum Vormittag des nächsten Tages gedauert, bis alle Lieferungen eingelagert waren.
Die Datenerfassung via Online-Scans liefert alle Informationen in Echtzeit. Dadurch ist die lückenlose Nachverfolgbarkeit - von Personal und Material - möglich und sämtliche Bewegungen innerhalb des Lagers können überwacht und nachvollzogen werden. Dabei wird unmittelbar auf Plausibilität überprüft, was eine Fehlerquote „nahe Null“ produziert. So entsteht eine hohe Prozess- und Bestandssicherheit.
Ergänzend kann definiert werden, dass die ältesten Artikel (vgl. Verfallsdatum) zuerst gepickt werden. So greift der Picker nicht irgendeine Dose auf einem chargengemischten Lagerplatz, sondern von dem Lagerplatz mit der ältesten Charge. Der Handel hat so geringere Verluste durch zu vernichtende, weil abgelaufene Produkte.

Argument 2: Bessere Lagerplatz-Ausnutzung

Die chaotische Lagerhaltung arbeitet mit dynamisch wechselnden Lagerplätzen und die vorhandenen Plätze werden sukzessive belegt. Eine Logik sorgt dafür, dass gleiche Artikel nach Möglichkeit auf bereits genutzten Lagerplätzen dazu geschüttet werden. So wird der vorhandene Lagerplatz optimal ausgenutzt. Auf großräumigen Lagerplätzen können Kleinteile in scanbaren Behältern gelagert werden, was ebenfalls zu einer besseren Lagerausnutzung führt.

Argument 3: Personaleinsatz wird flexibler

Neue Lagermitarbeiter können nach einer kurzen Einweisung sofort produktiv eingesetzt werden. Die Scanner führen die Mitarbeiter sicher durchs Lager, das Expertenwissen, wo welcher Artikel gelagert ist, gehört der Vergangenheit an. So ist die Einarbeitungszeit deutlich kürzer. Auch unqualifiziertes Lagerpersonal kann problemlos beschäftigt werden, denn die Scanner leiten die Angestellten sicher und nach einer festen und optimierten Reihenfolge durch den Kommissioniervorgang. Dieser Vorteil greift auch, wenn der Arbeitsanfall extrem hoch ist – zum Beispiel auf Grund einer Saisonspitze, einer Hausmesse oder einer Sonder-Verkaufsaktion. In diesen Zeiten kann der Arbeitsanfall durch Aushilfen schnell und unkompliziert skaliert werden. 
Der Einsatz der Mitarbeiter lässt sich zudem leichter steuern. Zeichnen sich auf dem Pickmonitor in einer Zone Spitzen ab, kann der Lagerleiter proaktiv eingreifen und dort zusätzliches Personal einsetzen. 

Fazit: Entscheidung pro beleglos

Suchen und buchen Sie noch? Oder scannen Sie schon? Auch wenn die Umstellung auf ein belegloses Lager mit MDE-Geräten im ersten Schritt mit finanziellem, zeitlichem und organisatorischen Investment verbunden ist, lohnt sich dieses Investment auf langfristige Sicht.